Durch das wilde Hurrungane
(Nationalpark Jotunheimen)
7 Tage
Noch einmal wollte ich eine Tour in Norwegen unternehmen. Nachdem wir bereits durch Jotunheimen und dem Rondane Nationalpark gewandert sind, hatte ich dieses Mal eine Tour im Hurrungane geplant. Das Hurrungane Gebirge befindet sich zwischen den Gipfeln von Jotunheimen und Breheimen. Geografisch gehört es zwar zum Jotunheimen und wird vorwiegend auch in einem Atemzug mit diesem genannt, doch die Unterschiede sind recht groß. Hurrungane heißt übersetzt “polternde Kinder“, denn früher dachten die Menschen, dass Trollkinder Steine von den Gipfeln hinabwerfen und im Gebirge die vielen Felsstürze auslösten. Das Gebirgsmassiv liegt im westlichen Teil des Jothunheimen Nationalparks und hat über zwanzig Gipfel die höher als 2000m sind. Bei der Besteigung ist überwiegend eine Gletscher- und vor allem Klettererfahrung erforderlich. Die Berge fallen steil nach Westen zum Lustrafjord ab. In keinem anderen Gebirgsstock in Norwegen sind die Berge steiler und schroffer. Das Hurrungane ist stark von dem feuchten Küstenklima geprägt. Die Wetterfronten, die vom Atlantik an die Berge heranziehen, bleiben an dem hoch aufragenden Gebirgszug hängen. Die Luftfeuchtigkeit verwandelt sich an den steilen Felshängen des Gebirges in Nebel um, sodass die Gipfel oft in Wolken getaucht sind. Deshalb ist das Wetter in dem zentralen Bereichen von Jotunheimen oftmals etwas ruhiger.
Unsere Tour startete an der Bøvertun Skysstasjon. Am ersten Tag durchwanderten wir einen Teil des Breheimen Nationalparkes. Von der Krossbu stiegen wir dann über den Gletscher zur Fannaråkhytta auf. Diese liegt auf dem Gipfel des Fannaråken auf einer Höhe von 2068m und ist Norwegens höchste Touristenhütte. Nur wenige Gipfel können mit der Aussicht vom Fannaråken mithalten, zu denen die Hurrungane-Gipfelkette, sowie die Gletscher Smørstab und Jostedal gehören. Durch das Utladalen stiegen wir an den nächsten Tagen bis nach Øvre Årdal ab. Der Bus brachte uns von Årdal zum Tyinsee. Von dort führte uns die letzte Etappe durch das Svartdalen (Schwarzes Tal) zur Gjendebu in Jothunheimen. Auf unserer Heimreise legten wir einen Stopp in Oslo ein und besuchten das Munch Museum.
Von Berlin waren wir mit dem Flugzeug nach Oslo geflogen. Am Flughafen stiegen wir in den Zug und fuhren mit der Bahn in Richtung Trondheim. Dabei durchquerten wir mit dem Zug das bekannte Gudbrandsdalen-Tal. In Otta stiegen wir aus. Wir hatten uns ein Taxi zum Bahnhof bestellt, denn im Sommer fährt nur einmal am Tag ein Bus nach Lom. Die Gemeinde liegt im zentralen Bereich des Gebirges Jotunheimen und hat den Status eines Nationalparkdorfes. Sie gilt als Tor zu den Nationalparks Jotunheimen, Breheimen und Reinheimen. Durch die Stadt fließt der Fluss Otta in dem nach ihm benannten Ottadalen.
Dort kamen wir am Abend an und checkten im historische Fossheim Hotel ein, welches sich in einem Gebäude aus dem Jahr 1897 befindet. Die Sonne schien noch und wir schauten uns den kleinen Ort bei einem Spaziergang an. Der Weg führte uns zuerst zur Stabkirche Lom (Lom stavkyrkje), die aus dem Jahr 1170 stammt und besichtigt werden kann. Wir nutzten die Möglichkeit und schauten uns die inneren Räume an. Die Kirche wurde bereits im Jahr 1158 erbaut, aber über die Jahre immer wieder verändert. Die Kirche ist mit vielen Schnitzereien versehen. Im Mittelschiff hängt eine Fahne aus dem 17. Jahrhundert. Weiterhin befindet sich in dem Gebäude eine der größten Sammlungen von Gemälden, die man in einer norwegischen Kirche besichtigen kann. Die meisten wurden von Eggert Munch gemalt, einem Pfarrerson und bedeutendsten Maler des norwegischen Erbes im 18. Jahrhundert. Im Jahr 1907 wurde aus Spenden eine Orgel eingebaut. In der Gemeinde befinden sich mehrere Kirchen. Die in Norwegen sehr bekannte Stabkirche Garmo stand ursprünglich ebenfalls in der Kommune Lom, wurde allerdings im Jahr 1880 abgerissen und in Lillehammer als ein Wahrzeichen des Ortes neu aufgebaut.
Mitten im Zentrum von Lom fließt der Fluss Bøvra aus dem Tal hinunter. Von der Ulstadbrücke kann man den Prestfossen besichtigen. Über dem Wasserfall wurde eine Seilrutsche befestigt. Leider war diese am Abend bereits geschlossen. Unser Rundgang führte uns weiter über die Auslegerbrücke, die aus dem 18. Jahrhundert stammt und eine besondere Struktur aufweist. Vorbei an landestypischen Gebäuden gingen wir zurück zu unserem Hotel.
Nach unserem Rundang wurde uns am Abend im hauseigenen Restaurant norwegische Gerichte aus lokalen Zutaten servierte. Dazu bestellten wir uns ein Bier aus der Lom Bryggeri. Die Lom-Brauerei gehört der Ogro Holding SA, Kvervill as und der Investmentgilde Varde mit Produktionsräumen in Geschäftsgebäude in Lom. Die Biersorten werden landesweit in den Restaurants, den Hotels und auf den Hütten verkauft. Von unserem Hotel konnten wir bereits in das Bøverdalen hinauf schauen. Dieses war unser Ausgangspunkt für die Etappe des folgenden Tages.
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13,1km
7h
686hm
383hm
schwer
Am Morgen regnete es schon kräftig. Leider hatte die Wettervorhersage sich bewahrheitet. Wir frühstückten als Erste im Hotel und gingen dann in Regensachen zum Bus. Der Bus der Linie 200 fuhr hinter dem Einkaufszentrum (Sognefjellsvegen 17, Lom) um 8:35 Uhr ab. Im Bus waren wir die einzigen Mitfahrer. Wer fährt auch bei solch schlechten Wetter in die Berge. Unser Ziel war die (1) Bøvertun Skysstasjon 955m, eine private Hütte am Bøvertunvatnet. Dort begann unsere erste Etappe der Tour und führte uns in den Breheimen Nationalpark (Heim der Gletscher) mit über 250 Gipfeln. Der höchste und markanteste Gipfel ist der Store Hestbreapiggen mit einer Höhe von 2172m. Gegründet wurde der Park 2009 zum Schutz dieser wilden Landschaft, die geprägt ist von Hochgebirgen, Gletschern, Wasserfällen, aber auch von üppigen Tälern und Kulturlandschaften. In der Region befinden sich einige der feuchtesten und trockensten Orte in ganz Norwegen.
Im Sommer 2018 filmte der Fernsehsender NRK den norwegischen Abenteurer Lars Monsen beim Wandern. Mehrere Folgen von Wanderungen wurden unter dem Titel "Minute für Minute" aufgezeichnet. Diese Touren werden von wanderfreudigen Norwegern nach gewandert. In der Folge 9 wurde der Weg durch das Dumdalen begangen, eine schöne Wanderung durch üppiges und abwechslungsreiches Gelände mit einer reichen Auswahl an Pflanzen und Blumen. Diesen Weg wollten wir nun gehen.
Zuerst mussten wir noch von der Bøvertun Skysstasjon ein Stück die Straße weitergehen, bis wir in einer Kurve an den Weg in das Dumdalen abbiegen konnten. Es ging gleich bergauf. Der Regen hatte nachgelassen. Wir wanderten gleich über bunten Wiesen hinauf zum Dumtjønne. Im See spiegelten sich die Berge. Umsäumt, wird das Tal von den Steilflanken des Bøvertunhøe und des Dumhøe. Im Anschluss folgte eine Steilstufe, die über die glatten Felsen nach oben zum (2) Svarttjønne 1269m führte. Am See entlang stiegen wir über große Steine und querten einige Wassereinläufe. Immer wieder mussten wir Ausschau nach dem Weg halten. Es kam viel Wasser nach dem Regen von den Bergen hinunter und es war schwierig geeignete Stellen für die Querungen der Bäche zu finden. An einigen Stellen lag noch viel Schnee. Kurz vor dem Ende des Sees bogen wir links ab und kletterten zur Passhöhe am Turru hinauf. Dort gab es eine Weggabelung. Wir gingen weiter bergauf, bis wir den (3) Krosshøe 1615m erreichten. Über Schneefelder begannen wir nun mit dem längeren Abstieg zur Hütte. Im Nebel war der Weg nicht immer gleich zusehen, deshalb mussten wir an einigen Stellen nach dem roten T etwas suchen. Zum Schluss wurde es immer grüner am Hang und bald sahen wir auch die Straße. Nach einem kurzen steilen Abstieg standen wir dann vor der (4) Krossbu Turisthytte 1260m.
Die Turisthytte ist ein privater Berggasthof, der 1901 eröffnet wurde. Die Hütte steht direkt an Straße 55, der Sognefjellstraße, dem höchsten Bergübergang Norwegens. Der Berggasthof hat 95 Betten, verteilt auf Hauptgebäude und Anbau, einen großen Speisesaal und gemütliche Aufenthaltsräume. Auf der Krossbu Turisthytte konnten wir die nassen Sachen in den Trockenraum bringen und duschen gehen. Danach setzten wir uns in den Eingangsbereich und ruhten uns etwas aus. Vor der Hütte regnete es weiterhin. Von den Bergen war rundherum leider nichts zu sehen. Am Abend servierte uns der Koch neben einer Suppe auch die typischen Fleischbällchen. Das waren auch die Rezepte der nächsten Tage, nur das wussten an diesem Tag noch nicht. Am nächsten Tag stand uns eine anstrengende Etappe bevor. Also mussten wir früh schlafen gehen. Zum Glück konnten wir das Zimmer gut verdunkeln, denn draußen blieb es bis nach Mitternacht hell.
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1) Bøverton Skysstasjon 955m- 2) Svarttjønne 1269m
- 3) Krosshøe 1615m
- 4) Krossbu Turisthytte 1260m
14,8m
8h
977hm
129hm
schwer
Wir hatten recht gut geschlafen, obwohl es in der Nacht recht hell war. Wir holten unsere Sachen aus dem Trockenraum und packten die Rucksäcke. Das Frühstück war in der Hütte ausreichend. Es regnete immer noch leicht. Also wurden die Regensachen angezogen. Wir wanderten von der (1) Krossbu Turisthytte 1260m auf der Straße weiter. Zuerst mussten wir die Kehren bergauf gehen. Der Himmel zog kurz auf und wir konnten einen Teil der umliegenden Berge und Gletscher erkennen. An der 3. Kehre kamen wir zum Vardestien ("Steinhaufenpfad"). Dieser führt über eine Strecke von 16 km zwischen der Krossbu und Turtagrø durch sanftes Berggelände über den Sognefjellpass. Heute ist der Weg aus der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts ein wichtiges Kulturdenkmal und ist markiert mit dem Logo des Kulturerbes. Insgesamt sind auf der Strecke noch etwa 300 Steinmännchen registriert. Viele Jahre sind Menschen bei diesen schwierigen Bedingungen zu Fuß und mit Saumpferden über das Sognefjell gereist. Mithilfe der aufgehäuften Steinmännchen und den in der Mitte hoch hinausragenden Holzstangen konnten sie den Weg auch bei Nebel und dichten Wolken finden. Nach etwa 3,5 Kilometern erreichten wir den Fantestein, einem großen Felsbrocken, der an der linken Seite der Straße liegt und den höchsten Punkt des Vardestien mit 1434 Meter markiert. Allerdings waren die Reisenden früher an dieser Stelle nicht sicher, weil Landstreicher durch die Gegend zogen. Der Legende nach nutzten Landstreicher den großen Felsbrocken als Versteck. Vom Fantesteinen waren es nur noch ca. 400 Meter bis zur (2) Sognefjellshytta, die am Fantesteinsvatnet steht. Auf der Hütte legten wir eine kurze Pause ein.
Unser nächstes Ziel war nun der Gletscher unterhalb des Fannaråken. Dort sollten wir von einem Bergführer abgeholt werden. Also mussten wir uns beeilen, um pünktlich am Treffpunkt anzukommen. Der Weg begann gleich hinter der Hütte und war mit dem roten T-markiert. Auf einer neu erbauten Brückenanlage wanderten wir an einem See entlang und gelangten etwas später zur Straße die in Richtung Turtagrø führt. Dort bogen wir nach links ab und sahen ein großes Eingangsschild in den Nationalpark Jotunheimen. Der Weg wurde nun etwas schwieriger. Wir mussten viel auf Geröll gehen und über Blockwerk klettern. Kurz vor dem (3) Prestesteinsvatnet 1360m kamen wir an einen Fluss, der zur Ostseite des See fließt. Dieser hatte keine Brücke und war durch die Regenfälle der vergangenen Tage voll mit Wasser. Wir suchten schon eine Weile nach einem Übergang und konnten zum Glück eine Stelle finden. Die Suche hatte uns aber sehr viel Zeit gekostet. Der Weg am See entlang gestaltete sich auch als etwas schwieriger. Es gab viel Blockkletterei und an einigen Stellen gab es auch noch Schnee. Bald sahen wir den (4) Fannaråkbreen 1460m. Am Gletscherrand sollten wir uns mit dem Bergführer treffen. Wir sahen jetzt schon, wie viele Wanderer/-innen sich dorthin bewegten. Die Hütte war für diesen Tag definitiv ausgebucht. Die Tour musste ich bereits im Voraus buchen. Der Preis betrug 200 NOK für Mitglieder des DNT. Am Gletscherrand gab es ein Hinweisschild für den Treffpunkt. Dort warteten wir und stärkten uns etwas. Das Wetter war nicht so gut und es war sehr kalt.

Dann kamen zwei Frauen von der Hütte den Gletscher hinunter. Die Bergführerinnen brachten Seile und Gurte mit. Wenn kein Schnee mehr auf dem Eis liegt, werden auch Spikes verteilt. Das war an diesem Tag nicht notwendig. Wir legten die Gurte an und bildeten zwei Seilschaften. Nach einer kurzen Einweisung machten wir uns auf den Weg. Es gab schon einige Stellen, an dem ein paar Spalten vorhanden waren und wo es faulen Schnee gab. Die Bergführerinnen führten uns sicher um die Passagen herum. Nach 2 Kilometern und 250 Höhenmetern kamen wir am Rand des Gletschers am Gipfel des (5) Fannaråkknosi 1460m an und seilten uns wieder ab. Da der direkte Aufstieg an dem Berg nicht mehr möglich war, mussten wir noch ein Stück im Nebel um den Berg herum gehen, bis wir an den Aufstiegsweg zur Hütte kamen. Nun wurde der Weg steiler und war zum Teil auch sehr glatt. Das Wetter wurde immer schlechter. Es fing auch leicht an zu schneien. Der Weg war sehr gut markiert und im oberen Teil mit großen Steinhaufen versehen. Der Aufstieg dauerte aber länger als wir dachten. Wir erreichten die (6) Fannaråkhytta 2061m, die höchstgelegene Hütte von Norwegen. Der Bereich besteht aus mehreren Gebäuden. Die Hütte selbst, das große Gebäude mit den Schlafräumen und einen Toilettenbereich mit Waschgelegenheiten. Bei dieser Kälte war die Nutzung des Bereiches schon recht schwierig, zumal auf den Wegen und Treppen dickes Eis lag.
Die Fannaråken-Gruppe, im nordöstlichen Teil des Hurrungane-Massivs, befinden sich viele schöne Berge mit sanfteren Profilen, wie dem Fannaråken 2068 m, einem der berühmtesten Gipfel Norwegens und einer der am häufigsten besuchten. Mit seinem langgestreckten Rücken ist er ein charakteristisches Motiv in der Landschaft. Nur wenige Gipfel können mit der Aussicht vom Fannaråken mithalten, zu dem die Hurrungane-Gipfelkette sowie die Gletscher Smørstab und Jostedal gehören. Der Betrieb der Hütte auf 2068 Metern erfordert eine sorgfältige Planung. Fehlende Waren müssen zusätzlich aus dem Tal hinauf transportiert werden, denn es gibt nur einen Transport mit dem Helikopter pro Jahr. Insgesamt finden 12-14 Flüge mit Vorräten zum Sommer statt, um alles nach oben zu bringen. Wasser ist an dem Gipfel des Fannaråken immer ein Problem, da es Grundwasser nicht erreicht werden kann. Alles Wasser ist Schmelzwasser oder Regenwasser. Daher kann es in trockenen Jahren im Sommer vorkommen, dass auf der Hütte einfach das Wasser ausgeht. In solchen Fällen gibt es eine strikte Rationalisierung und die Gäste müssen ihr eigenes Trinkwasser in die Kabine bringen. Dies wird dann auf den umliegenden Hütten und Wegen ausgeschildert. Die Hütte war sehr voll. Es wurde zwar geheizt aber richtig warm wurde uns nicht. Die nassen Sachen hingen im Vorraum. Uns war klar, dass wir diese wieder anziehen mussten, wenn wir zu unserem Lager gehen. Alleine der Gedanke ließ einen noch mehr frösteln.
Am Abend gab es ein sehr gutes Menü, wenn man überlegt, welchen Aufwand das Hüttenteam dafür hatte. Wir tranken noch etwas und dann wollten wir aber auch zu Bett gehen. Klar war, dass der Gang nachts zur Toilette ein Erlebnis wird. Es waren mehrere Höhenmeter auf vereisten Wegen zu überwinden. In der Hütte hatten wir einen abgetrennten Schlafbereich bekommen. Vor unserem Raum gab es noch einmal einen größeren, wo mehr als 30 Betten standen. Trotzdem schliefen wir nach den Anstrengungen des Tages schnell ein.
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1) Krossbu Turisthytte 1260m- 2) Sognefjellshytta 1415m
- 3) Prestesteinsvatnet 1360m
- 4) Fannaråkbreen 1460m
- 5) Fannaråkknosi 1990m
- 6) Fannaråkhytta 2061m
11,7km
6h
60hm
1314hm
mittel
Am Morgen hatten wir etwas Glück. Wie der Hüttenwirt es am Vorabend angekündigt hatte, zog es am Morgen etwas auf und wir konnten die umliegenden Gipfel und Täler sehen. Auch die Gletscher an den gegenüberliegenden Bergen waren zu erkennen. Bis zum Frühstück waren die Wolken wieder hochgezogen. Alle Wanderer hatten den gleichen Zeitpunkt zum Frühstück gewählt. Es war in der kleinen Hütte recht voll. Wie gewohnt gab es wieder ein großes Angebot auf dem Buffet. Wie macht das der Hüttenwirt nur, wenn es nur eine Lieferung mit dem Hubschrauber zum Saisonbeginn gibt. Wir ließen uns etwas Zeit, denn die Tour war von der Länge recht kurz, hatte aber ordentlich Höhenmeter zu bieten. Also stiegen wir wieder in die nassen Schuhe und machten uns startklar.
Draußen war es wieder neblig. Die Wolken waren hochgezogen. Von der (1) Fannaråkhytta 2061m führte ein mit großen Steinhaufen markierter Weg hinüber zum Fannaråkknosi. Dort begann der erste Abstieg über eine Felsstufe. Die Felsen waren glatt und es lag sehr viel Schnee. Aber die Schuhe griffen sehr gut und es war nicht so rutschig wie wir zuerst annahmen. Eine Felsstufe nach der anderen stiegen wir hinunter, bis wir zum Abzweig zum Fannaråkbreen kamen. Wir wanderten aber geradeaus weiter und kletterten über Felsen und Schneefelder weiter bergab. Unser nächstes Ziel war der (2) Gjertvatnet 1400m, den wir nach einem kurzen Aufstieg auf eine Bergkuppe sehen konnten. Wir umrundeten den See und gingen weiter bergab in das Gjertvassdalen. Die Sonne kam nun heraus. Wir machten eine Pause und schauten auf den großen Gjertvassbreen. Der große Gletscher war beeindruckend.
Nach der Pause stiegen wir weiter das Gjertvassdalen hinunter. Das Tal war sehr grün. Der Weg führte über viele Felsplatten, hatte aber auch sehr morastige Wegstücke. Vor uns war bereits das Utladalen zu sehen. Zur rechten Seite erkannten wir auf einer Anhöhe bereits unser Tagesziel. Der Weg führte hinunter zu einer (3) Hängebrücke 810m, die die Ufer über die Storutla verbindet. Die Storutla entspringt am oberen Ende des Gravdalen mit dem gleichnamigen Gletscher und fließt etwas weiter unten im Tal mit der Vesleutla zusammen. Ab da wird der Fluss Utla genannt, der kurz vor den Fjorden in den Årdalsvatnet mündet. Nach der Brücke verlief der Weg entlang des Hanges durch viele Feuchtgebiete und war mit Bohlen befestigt worden. Dann konnte man bereits zwischen den Bäumen die Hütte erkennen. Auf der (4) Skogadalsbøen Turisthytte 836m angekommen hatten wir die Möglichkeit unsere Sachen in einen Trockenraum zu bringen, wo ein Gebläse endlich mal die Sachen durchtrocknete.

Bereits um 1870 kamen die ersten Touristen und Bergsteiger nach Skogadalsbøen. Anfangs durften sie in kleinen Unterständen übernachten, die im Sommer im Einsatz waren. Nach und nach entdeckten mehr Touristen diese wunderschöne Gegend und so wurde Skogadalsbøen als Nummer 8 in der Reihe der DNT-Hütten gebaut. Sowohl die Finanzierung der Hütte als auch der Transport des Baumaterials waren eine große Herausforderung, doch im Sommer 1888 wurde nach zwölfjähriger Arbeit die Hütte eröffnet. Die ersten Bergwanderer des Jahres 1888 waren unter anderem der Brite Cecil Slingsby und sein Gefolge von Gipfelstürmern. Edvard Grieg tat dasselbe über mehrere Sommer. Die Hütte verfügt über Mehrbettzimmer und ein großes Lager. Wir bezogen unsere Zimmer, die einen tollen Blick in das Tal und auf die gegenüberliegenden Wasserfälle hatten.
Hinter der Hütte fließt der Skogadøla den Berg hinunter. Gespeist wird der Bach aus den Gletschern Skogadalsbreen, Mjølkedalsbreen und Uranosbreen. Zusammen umfassen die Gletscher ein Gebiet von 7km² und sind unter den Top 40 in Norwegen. Unweit der Hütte gibt es eine Brücke über den Fluss. Dort haben sich ein paar Becken gebildet, in denen die Strömung nicht so groß ist und man Baden kann. Die Soone schien und wir hatten noch etwas Zeit. Also machten wir uns auf den Weg zum Badespot und tauchten in das Wasser ein. Na ja, das war schon ordentlich kalt. Im Anschluss machten wir es uns vor der Hütte bequem und genossen die Sonnenstrahlen und die tolle Landschaft.
Am Abend gab es wieder ein sehr gutes 3-Gang-Menue. Im Anschluss blieben wir in der gemütlichen Hütte noch etwas sitzen und planten den nächsten Tag. Die Etappe sollte etwas länger werden und wir hofften, dass das Wetter nun besser wird und wir endlich mal mit trockenen Schuhen wandern können.
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1) Fannaråkhytta 2061m- 2) Gjertvatnet 1400m
- 3) Hängebrücke 810m
- 4) Skogadalsbøen Turisthytte 836m
14,6km
7h
518hm
1003hm
schwer
Am Morgen war der Himmel wieder bedeckt. Aber unsere Schuhe waren das erste Mal auf dieser Wandertour trocken. Ein schönes Gefühl. Nach dem Frühstück packten wir die Sachen und konnten auch gleich wieder Regensachen anziehen, denn es nieselte schon wieder. Von der (1) Skogadalsbøen Turisthytte 836m aus gingen wir zunächst kurz nach Osten bis zu der Brücke über den Fluss Skogadøla, an dem wir am Tag zuvor gebadet hatten. Von dort aus folgten wir dem Weg nach Süden und wanderten allmählich die (2) Westflanke des Mount Friken bis 1275m hinauf. Es fing wieder an zu regnen und unsere Schuhe und Jacken waren schnell wieder nass. Oben angekommen blies ein eiskalter Wind, der uns in den nassen Sachen ordentlich frieren ließ. Nun stiegen wir steil den Berg hinab. Der steinige und ausgewaschene Weg mit vielen Sumpfstellen verlief durch Tundra, Firn, Blockwerk und Birkengebüsch. Auf dem Bergweg standen in kurzen Abständen Steinmänner, an denen wir uns orientieren konnten. Nach einer Stunde erreichten wir den Kreuzungspunkt Uradøla an dem wir uns rechts hielten. Auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses Fleskedøla waren die Hütten im (3) Fleskedalen 976m zu sehen. In einem stetigen Auf und Ab gingen wir am Fluss weiter und wanderten über ein feuchtes Torfgebiet nach (4) Vettismorki 682m, einem idyllischen Ort mit einigen Hütten, Bächen und Brücken. Hier steht neben mehreren Sommerhäusern auch eine Selbstversorgerhütte des DNT.
In Vettismorki folgten wir den Ausschilderungen nach Vetti und gingen weiter am Fluss Fleskedøla entlang. Das war ein Fehler und wir mussten ein ordentliches Wegstück zurückgehen. Zum Wasserfall bog der Weg an den Häusern vor der ersten Hütte ab. Bei unserer Rückkehr sahen wir das Schild und folgten diesem. Nach einer halben Stunde Gehzeit erreichten wir dann den Aussichtspunkt des (5) Vettisfossen 642m. Dieser wurde spektakulär am Felsen montiert und wir hatten einen sehr schönen Blick zum Wasserfall. Der Vettisfossen ist der höchste naturbelassene Wasserfall in Nordeuropa. Ganze 273 Meter donnert der Fall herab und seine Gischt sprüht weit. Mit dieser freien Fallhöhe gilt der Vettisfossen als der König der Wasserfälle und steht bereits seit 1924 unter Schutz. Der Weg führte dann noch einmal 10 Minuten am oberen Rand der Abbruchkante entlang, bis wir zu einem weiteren Aussichtspunkt an der Brücke kamen. Hier war die Sicht nicht ganz so gut, denn die Kante war nicht gesichert und wir trauten uns bei der Nässe nicht allzu dicht heran. Aber wir hatten schöne Fotos machen können und gingen wieder zurück zum Abstiegsweg nach Vetti. Immerhin hatten wir noch über 300 Höhenmeter im Abstieg vor uns. Nun begann es noch einmal ordentlich an zu regnen. Der Weg wurde auf den Felsen immer rutschiger und wir brauchten auf den steilen und kurzen Serpentinen viel Zeit. Bald war die Alm mit der Hütte zu erkennen und wir freuten uns sehr darauf, endlich ins Trockene zu kommen. Dann erreichten wir die (6) Vetti Guard Touriststasjon 320m. Der Weg führte uns direkt in den Trockenraum, wo wir die nassen Sachen ausziehen konnten. Praktischerweise waren die Duschen in unmittelbarer Nähe des Raumes und wir konnten uns gleich noch frisch machen, bevor wir in die Hütte gingen.
Vetti Gard ist ein umgebauter Bauernhof, der Wanderern Übernachtungsplätze anbietet. Neben den braunroten Häuschen gibt es auch einige historische Bauten auf dem alten Gehöft. In den Gebäuden können Wanderer schon seit 1868 übernachten und essen. Die Touristenstation Vetti Farm ist ein wichtiger Ort für Bergsteiger, seit die Bergpioniere bereits im 19. Jahrhundert ihren Weg in das Tal von Utladalen fanden. Der berühmte norwegische Komponist Edvard Grieg sagte einmal, dass er bei jedem Besuch in Vetti 10 Jahre jünger geworden sei. Hier übernachteten auch andere berühmte Persönlichkeiten wie der Entdecker Fridtjof Nansen und die derzeitige Königin von Norwegen, Königin Sonja. Der Bauernhof verfügt über insgesamt 13 Zimmer und 30 Betten. Wir bekamen ein Lager in der alten Scheune und waren sehr überrascht, als wir dieses betraten. Über eine kurze rutschige Stiege betraten wir die offene Scheune durch eine sehr niedrige Tür. Zur linken Seite gab es einen Aufenthaltsraum mit einem Tisch und zwei Bänken. Zur rechten Seite befand sich der Schlafraum mit 6 Doppelstockbetten. Überall konnten wir durch die Ritzen und Löcher nach draußen schauen, wo es ordentlich regnete. Aber das Dach war trocken. Wir suchten uns jeder ein Bett aus und gingen dann in den Gastraum im Haupthaus. Dort konnten wir uns ausruhen. Am Abend gab es ein kleines 3-Gang-Menü, welches wir uns schmecken ließen. Wir tranken noch etwas und gingen dann zu Bett. Von draußen prasselte der Regen auf die Scheune und wir hofften, dass der angekündigte Wetterumschwung über Nacht auch in diese Region kommt.
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1) Skogadalsbøen Turisthytte 836m- 2) Westflanke Friken 1275m
- 3) Fleskedalen 976m
- 4) Vettismorki 682m
- 5) Vettisfossen 642m
- 6) Vetti Guard 320m
14,5km
5h
254hm
500hm
mittel
Endlich schien das Wetter besser zu werden. Die Lüfter im Trockenraum liefen die Nacht durch. Am Morgen waren die Sachen nicht mehr so nass wie in den letzten tagen. Wir gingen in das Haupthaus zum Frühstück. Aufgrund der Wettervorhersage entschieden wir uns nun endgültig in das Tal nach Øvre Årdal abzusteigen und den Bus zu nehmen. Der Wanderweg zur nächsten Hütte wäre recht weit gewesen und durch den Regen der letzten Tage komplett aufgeweicht. Auch hatten wir in den letzten tagen immer wieder Probleme bei den Überquerungen der Wasserläufe gehabt und davon hätte es an diesem Tag reichlich gegeben. Im Internet hatten wir gesehen, dass sich der Aufstieg zur Avdalen Guard lohnt und es dort sehr leckere Waffeln gibt. Also bauten wir den Abstecher in unsere Planung mit ein.
Nach dem Frühstück wurden wir von der Hüttenwirtin sehr freundlich verabschiedet. Wir schauten von der (1) Vetti Guard 320m hinunter in das Tal. Überall gab es an den Berghängen Wasserfälle. Wir gingen den Fahrweg hinunter zur Utla. Dort folgten wir der Straße bis zur nächsten Brücke. An dieser war die Alm bereits ausgeschildert. Vor uns stürzte mit großer Gischt der (2) Avdalsfossen 164m den Berg über 174m hinunter. Der Flusslauf endete hinter der Brücke in der Utla. Wir begannen nun mit dem Aufstieg zur Alm. Auf felsigen und nassen Untergrund stiegen wir weiter bergauf. Neben uns war die ganze Zeit der Wasserfall zu sehen. Nach ca. 30 Minuten zweigten bogen wir auf der Höhe der Hagaberg Alm nach links ab. Vorbei an alten Wirtschaftsgebäuden wanderten wir weiter hinauf zur (3) Avdalen Guard 394m. Auf dem Weg dorthin standen merkwürdig geschnittene Bäume am Weg. Auf einem Hinweisschild konnten wir lesen, dass das Blattwerk dieser Bäume im Winter als Tierfutter genutzt wurde. Dazu mussten bei der Ernte bestimmte Regeln eingehalten werden, damit die Bäume nicht eingingen. Auf der im Jahre 1598 erbauten Alm legten wir eine Pause ein. Diese bestand aus mehreren Gebäuden. Dazu gehörten Ställe für Ziegen, Schafe und Kühe, ein Wohnhaus, mehrere Legerhäuser, ein Ofenhaus und eine Mühle, die etwas höher am Fluss erbaut wurde. Selbst die Ställe wurden beheizt, damit die Kühe im Winter gemolken werden konnten. Das Leben war hier bestimmt nicht leicht. Der Wirt empfing uns sehr freundlich. Wir bestellten die Waffeln und aßen diese. Danach stiegen wir noch etwas höher hinauf, um von einer Brücke auf den Wasserfall schauen zu können. Die Brücke zu besteigen war eine Herausforderung. Die Wassermassen, die nach dem Regen der letzten Tage den Berg hinunter stürzten, waren beeindruckend. Der Wirt erzählte uns, als wir auf die Alm zurückkehrten, dass die nur 30% der Menge nach der Schneeschmelze wären und die Alm mehr oder weniger im Frühjahr bebt.
Danach stiegen wir wieder hinunter in das Utladalen. Der Weg auf der gegenüberliegenden Seite des Wasserfalls war gesperrt worden, weil dort eine Stelle abgebrochen war und es bei der Nässe zu gefährlich für uns geworden wäre. Das Wetter klarte immer mehr auf und wir hatten einen sehr schönen Blick auf die gegenüberliegenden Berge, an denen überall Wasserfälle die Berghänge herunterstürzten. Weiter an der Utla entlang erreichten wir dann das (4) Utladalen Naturhaus 106m, welches sich in Sksri befindet. Früher wurde an dieser Stelle ein alter Bauernhof betrieben. Im Jahr 1998 wurde eine Ausstellung und ein Café in dem Haus eröffnet. Die Ausstellung zeigt in der alten Scheune die Natur- und Kulturgeschichte von Utladalen und dem westlichen Teil Jotunheimens.
Hier begann eine asphaltierte Straße, der wir zuerst folgten. Bereits in der nächsten Kurve kam ein nächster Wasserfall den Berg hinunter. Auf diesen liefen wir genau darauf zu. Ein beeindruckendes Bild. Die sichtbare Höhe beträgt etwas mehr als 200 Meter. Die Gesamthöhe von Hjellefossen beträgt 365 Meter. Damit ist er einer der größeren Wasserfälle in der Provinz Sogn og Fjordane. Wir folgten der Straße bis in den nächsten Ort Øygarden und wechselten dort auf die Wanderwege, die an der Utra entlang führten. Über Tronteigen kamen wir nach (5) Øvre Årdal 11m.
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1) Vetti Guard 320m- 2) Avdalsfossen 164m
- 3) Avdalen Guard 394m
- 4) Utladalen Naturhaus 106m
- 5) Øvre Årdal 11m
- 6) Tyinholmen Høyfjellsstuer 1091m
Tyinholmen Høyfjellsstuer
Von Øvre Årdal nahmen wir den Bus gegen 17 Uhr, der uns zuerst bis Tyin brachte. Dort stiegen wir um in den Bus zur (6) Tyinholmen Høyfjellsstuer 1091m. Tyinholmen ist eines der ältesten und traditionsreichsten Touristenziele in Jotunheimen. Der Standort wurde bereits im Jahr 1892 gegründet und ist seitdem kontinuierlich im Besitz derselben Familie. Wir hatten hier eine Hütte und ein Doppelzimmer im Hauptgebäude gebucht. Bei der Ankunft wurden wir freundlich begrüßt. Der Blick von der Terrasse der Hütte ist einmalig.

Nach dem Check-in nahmen wir dort Platz und schauten bei einem Glas Bier auf die Gipfel und die Gletscher, die über den See hinwegzusehen waren. Ein einmaliges Panorama. Im Restaurant von Tyinholmen wurden Speisen aus der norwegischen Bergküche mit lokalen Zutaten angeboten. Es gab sogar einen Nachschlag. Am Abend machten wir es uns in der Hütte gemütlich, denn vor den Fliegen waren wir geflohen. Draußen gab es ein schönes Farbenspiel am Himmel, auch wenn die Sonne nicht richtig unterging. Am nächsten Tag wollten wir die Fähre über den Bygdinsee nutzten. Da diese erst gegen Mittag fuhr, konnten wir am nächsten Morgen etwas ausschlafen.
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24,4km
8h
313hm
609hm
mittel
Wir blieben etwas länger in den Betten liegen. Dann gingen wir hinüber in das Hauptgebäude und frühstückten in aller Ruhe. Der Himmel war sehr wolkenverhangen und dadurch hatten wir nicht den schönen Blick über den See. Aber das Frühstück war sehr gut und wir genossen es. Dann waren wir ach schon bereit für den Übergang von (1) Tyinholmen Høyfjellsstuer 1091m nach Eidsbugarden. Als wir vor die Hütte traten, sahen wir, wie der Hüttenwirt am Fahnenmast schraubte. Dabei löste er ihn zu sehr und der Mast kippte mit seinem gesamten Gewicht um. Dabei zerbrach er. Wir sollten erst noch helfen ihn wieder aufzurichten. Aber das Gewicht konnte die ganze Gruppe bei diesem Hebel nicht weit genug aufrichten. Auf dem Fahrweg gingen wir das Stück bis nach Eidsbugarden zur (2) Fondsbu 1060m. Dort wurden überall Zelte für ein größeres Festival errichtet. Am kleinen Hafen steht eine 1,5 m hohe Granitbüste des Dichter Aasmund Olavsson Vinje, der in Eidsbugarden eine kleine Hütte besaß. Er war auch ein Lyriker und verfasste u.a. einen Gedichtzyklus, den Edvard Grieg vertonte. Wir warteten vor der Hütte auf die Fähre nach Bygdin. Diese legte bereits im kleinen Hafen an. Die Crew machte ebenfalls eine Pause in der Fondsbu. Nach einer halben Stunde war diese vorbei. Alle Wanderer gingen um 11:30 Uhr zum Hafen hinunter und checkten auf der Bitihorn ein. Das Boot wurde bereits im Jahr 1912 gebaut. Da das Wandern in Jotunheimen immer mehr zunahm, war es notwendig, die Berggebiete durch Bootsrouten zu verbinden. Dann begann unsere Fahrt auf dem historischen Schiff über Bygdinvannet. Sie führte uns vorbei an vielen der mächtigen Gipfel von Jotunheimen, die aus dem Wasser ragten und eine Höhe von über 2000m erreichten. Nach einer Stunde Fahrt stiegen wir an der (3) Torfinnsbu 1060m aus, wo sich am Ufer des Sees eine DNT-Hütte (Selbstversorgerhütte) befindet. An der Hütte beginnt die beliebte historische Wanderroute durch das Svartdalen (Schwarzes Tal), welches als eines der schönsten Täler in Jotunheimen bezeichnet wird. Es verbindet die Bergseen Bygdin und Gjende.
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Von der Hütte stiegen wir zuerst einen steilen Hügel hinauf, der in das Svartdalen hineinführte. Der Weg endete hinter einer Stufe in flachem und leichtem Gelände, welches weiter in das Tal führte. Entlang des Torfinnsdøla wanderten wir an wunderschönen Seen und Bächen zum (4) Torfinnsvatnet 1481m. Am See legten wir eine Pause ein und schauten auf die hoch aufragenden Gipfel. Einige der Gipfel waren über 2000 Meter hoch. An den steilen Hängen sahen wir mehrere Gletscher. Etwas weiter im westlichen Bereich des Tals kamen wir am Pyramidenberg Knutsholstind vorbei. Dieser atemberaubende 2342 Meter hohe Riese ist auch als der König der Gjende-Alpen bekannt. In früheren Zeiten galt er als Norwegens höchster Berg. Tatsächlich ist er aber nur der 13. höchste Gipfel. Nachdem den Berg passiert und das wunderschöne Tal hinter uns gelassen haben, ging es auf nur noch wenigen Kilometern etwa 500 Meter sehr steil bergab. Der Abstieg verlief auf sehr losen Blockstein und war an einigen Stellen sehr rutschig. Immer wieder mussten wir nach dem Weg Ausschau halten, denn die Markierungen waren an einigen Stellen nicht mehr sichtbar. Aber der Ausblick auf den Gjendesee war beeindruckend.

Kurz vor dem See bog unser Weg nach links an und führt dann in einem Bogen, auf sehr feuchtem Gelände, durch einen Birkenwald. Im weiteren Verlauf gingen wir über die Flüsse Vesleåe und Storåe, die mit neuen Brücken versehen worden waren. Langsam kam die letzte Hütte immer näher. Die (5) Gjendebu 1000m ist die älteste Hütte des DNT, die schon im Jahr 1871 erbaut wurde. Seitdem wurde sie mehrmals erweitert und umgebaut. Heute verfügt es über 119 Betten und eine relativ moderne Ausstattung. Nach der Ankunft setzten wir uns auf die Terrasse und ruhten uns aus. Die Hütte bot das passende Bier zur Tour an. Von der Brauerei in Lom wurde ein Bier unter dem Namen Haute Route Jothunheimen gebraut. Wir hatten 6 Tage in der Region verbracht und haben dabei auf der höchsten Hütte von Norwegen übernachtet. Auch wenn wir nicht das allerbeste Wetter auf unserer Tour hatten, konnten wir immer wieder die tollen Ausblicke in der Landschaft genießen. Wir ruhten uns nach dem anstrengenden Tag aus und machten uns zum Abendessen frisch. Ein letztes Mal konnten wir das 3-Gang-Menü essen. Die Hütte war ausgebucht und dementsprechend gab es einen geplanten Ablauf zum Essen, damit alle etwas abbekamen. Von unserem Tisch hatten wir einen sehr schönen Blick auf den Gjendesee. Den Abend ließen wir nach dieser tollen Hüttentour in der Lodge ausklingen. Am nächsten Tag stand nur noch die Rückfahrt nach Oslo auf dem Programm.
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1) Tyinholmen Høyfjellsstuer 1091m- 2) Fondsbu/Eidsbugarden 1060m
- 3) Torfinnsbu 1060m
- 4) Torfinnsvatnet 1481m
- 5) Gjendebu 987m
Wir konnten sehr gut schlafen. Am Morgen schien die Sonne und wir packten gleich die Sachen. Dann wurde gefrühstückt. Pünktlich gegen 8 Uhr machte sich die ganze Hütte auf den Weg zur Fähre. Das war schon ein beeindruckendes Bild. Der Hüttenwirt fuhr mit einem kleinen Schlepper dorthin und transportierte sehr viel Gepäck. Bereits zwölf Jahre zuvor war ich von Gjendebu zurück nach Gjendeheim gewandert und gefahren. Der Beseggengrat zog schon damals viele Wanderer an, aber das war kein Vergleich zu diesen Tagen. Mittlerweile fahren zwei Fähren mehrmals die Strecke von Gjendeheim über den See und bringen die Wanderer zu den Ausgangspunkten. Wir bestiegen die Fähre und machten es uns auf dem Sonnendeck bequem. Die Fähre legte um 8:35 Uhr ab und entfernte sich von Gjendebu. Wir hatten einen sehr schönen Blick auf den See und in das Tal hinein, welches nach Leiervassbu hinauf führt. Zur linken Seite konnten wir hinauf in das Svartdalen schauen, wo wir am Tag zuvor den steilen Weg zum Gjendesee hinuntergewandert waren. Die Sonne schien und wir waren von der Landschaft beeindruckt.

Nach ca. 30 Minuten legte die Fähre in Memerubu an. Hier traf zur gleichen Zeit auch die zweite Fähre von Gjendeheim ein. Viele Wanderer stiegen hier aus. Um Platz am Steg zu machen, ging es schnell wieder weiter. Wir fuhren nun unterhalb des Besseggengrat entlang, den ich 12 Jahre davor bestiegen hatte und erreichten nach weiteren 20 Minuten den kleinen Hafen unterhalb der Hütte. Hier wurde mittlerweile ein Terminal gebaut und lange Schlangen standen an den Anlegern. Im Jahr zuvor waren wir an der Hütte mit unseren Langlaufskiern vorbeigelaufen und waren die einzigen Gäste. Was für ein Unterschied.
An der Gjendesheim Turisthytte wartete der Linienbus 204 (Innlandstrafikk) auf uns. Dieser fuhr in Richtung Lom. Wir stiegen in an der Haltestelle in Tessand Ottadalsvegen in den Bus nach Otta um. Der Anschluss dort wird garantiert. Von Otta kann man mit dem Zug nach Oslo fahren. Wirt nutzten eine Busverbindung der Bahn, die um einiges billiger war. Der Bus fuhr bis Lillehammer. Dort stiegen wir in die S-Bahn und erreichten Oslo nur 40 Minuten später. In Oslo hatten wir ein günstiges Hostel gefunden, wo wir nach der langen Fahrt eincheckten. Wir ruhten uns etwas aus, denn am Abend hatten wir noch ein paar Aktivitäten in der Stadt geplant.
Hier endete nun unsere Tour. Wir waren in den Tagen an der höchsten Passstraße Norwegens gestartet und sind zur höchsten Hütte in Norwegen am Fannaråken aufgestiegen. In 3 Tagen wanderten wir durch das Utladalen hinunter bis zum Øvre Årdal. Die letzte Etappe führte uns durch eines der schönsten Täler in Jotunheimen, das Svartdalen (Schwarzes Tal), durch welches wir bis zum Gjendesee kamen. Die morgendliche Schifffahrt war mit das schönste Erlebnis. Wir mussten den widrigen Wetterverhältnissen trotzen. Es regnete, schneite und es gab frostige Temperaturen. Aber auf den letzten Tagen der Tour hatten wir auch viel Sonne und konnten die tollen Landschaften auf der Tour genießen.
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Von unserem Hotel gingen wir am Abend zum Hafen. Unser Hotel lag in Laufweite zur Oper. Dort angekommen waren wir erstaunt, wie das Hafenbecken genutzt wurde. Überall gab es kleine Privatstrände, bei denen man gegen Eintritt eine Liege bekam und sich erholen konnte. Wir gingen um das Becken herum und stiegen auf das Dach zur Oper hinauf. Von dort hatte man einen schönen Blick auf die neu gebauten Quartiere. Für den Abend hatten wir uns Tickets für das Munch-Museum gekauft. Im Stadtviertel Bjørvika wurde die Ausstellung von Edvard Munchs Kunst im Jahr 2021 eröffnet. Norwegens bekannter Künstler vermachte sämtliche in seinem Besitz befindlichen Gemälde, Skizzen, Fotografien und Skulpturen der Stadt Oslo. Die Stadt baute für die Ausstellung ein 60 Meter hohes Gebäude, welches mit transparenten und perforierten Aluminiumplatten verkleidet wurde. Der hoch aufragende Bau bildet einen Gegenpol zu den umliegenden Gebäuden, besonders zu dem Opernhaus, welches sich in direkter Nachbarschaft befindet. Das Gebäude hat insgesamt 13 Stockwerke und ist mit dem charakteristischen Knick in der Spitze im Osloer Stadtbild von allen Seiten gut sichtbar. Wir schauten uns in den 11 Galerien die Bilder und Skulpturen von Munch an. Interessant waren für uns die Landschaftsbilder, denn wir waren bei unseren Wandertouren auf den Wegen und Hütten unterwegs gewesen, die auch Edvard Munch für seine Inspirationen besucht hatte. Gerade die Bilder der Wälder waren interessant anzuschauen. Natürlich schauten wir uns auch das bekannteste Bild "Der Schrei" an. Davon gibt es drei Bilder, die in der Ausstellung regelmäßig gewechselt werden. Vor dem Bild gibt es immer eine Warteschlange. In den letzten Räumen gab es Exponate und Bilder, die uns in das Leben und die Zeit des Künstlers eintauchen ließen und viele Informationen gab. Am Ende machten wir es uns auf der Dachterrasse des Gebäudes gemütlich und schauten vom 13. Stock auf das Treiben am Hafenbecken.
Nach dem Besuch der Ausstellung gingen wir zurück zum Hostel und suchten uns ein Restaurant am Christiania Torv. Dies ist ein Platz im Osloer Stadtviertel Kvadraturen, an dem sich einige historische Gebäude befinden. Dazu gehören der Rådmannsgården, das Alte Rathaus (Gamle rådhus) und der Anatomigården. In der Mitte des Platzes befindet sich ein Brunnen der den Handschuh von Christian IV stilisiert. Am Platz fanden wir einen freien Tisch in einem Biergarten, wo wir den Tag ausklingen ließen.
Am nächsten Morgen besuchten wir vor unserem Abflug noch die Ausstellung im Astrup Fearnley Museum, welches eine Sammlung moderner und zeitgenössischer Kunst zeigt, die zu den bedeutendsten ihrer Art in Nordeuropa zählt. Das Gebäude befindet sich am Ende der kleinen Landzunge von Tjuvholmen, direkt am Fjord und ist eine der neuen Hauptattraktionen Oslos. Gebaut wurde es vom Meisterarchitekten Renzo Piano. Ich selbst war im Jahr 2012 in Oslo. Seitdem hat sich in der Stadt viel getan. So ist auch das neue Viertel in Tjuvholmen entstanden. Die Gebäude, in dem Stadtteil wurden von mehr als 20 verschiedenen Architekten entworfen und zeigen die derzeitigen Möglichkeiten in der Architektur. In dem Viertel wurden die Außenbereiche kunstvoll gestaltet. Unter anderem gibt es auch einige humorvolle Freiluft-Kunstwerke, die es zu entdecken gibt.
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Eine Erklärung zu den Symbolen und den Daten der Tagesetappen finden Sie unter dem Link "Zeichenerklärung". Weitere Informationen zur Tourenplanung und eine Checkliste stehen für Sie in der Rubrik "Hinweise" bereit.